Wie werden Weine bewertet

Die Qualität eines Weins wird mit den Instrumenten der Sensorik gemessen. Auf welche Art diese Messergebnisse festgehalten werden sollen ist eine umstrittene Frage.

Weinqualitäten werden von verschiedenen Weinjournalisten und Verkostern auf verschiedene Arten bewertet. Diese zusammengefasste Bewertung wird in Zahlen umgewandelt und ergibt eine Punktebewertung. Eine Punktebewertung lässt die besten Vergleiche zu, wobei man sich aber offenbar nicht einig ist, welches das optimale System dafür ist. Jede Punktebewertung hat Vor- und Nachteile. Wichtig ist, dass man mit der entsprechenden Skala und den Präferenzen des Verkosters vertraut ist. Auch sollte man wenn möglich immer die dazugehörenden Degustationsnotizen konsultieren. Nur dann können Punktebewertungen eine Hilfe beim Weineinkauf sein.

Die Frage stellt sich grundsätzlich, ob die Präferenz eines Verkosters eine objektive Beurteilung von Qualität zulässt. Man tut auf jeden Fall gut daran, den Punktebewertungen kritisch zu begegnen.

 

Was immer völlig außer Acht gelassen wird, ist das Potenzial eines Weins. Zum Beispiel: Ein Wein bockt in seiner Jugend und verschließt beim Duft alle Türen. Neckisch öffnet er ab und zu einen kleinen Spalt und lässt uns in seine Zukunft blicken, in eine Zukunft von großartiger Aromenvielfalt. Bewerten wir nun seinen jetzigen Status oder geben wir im auch Punkte für das Potenzial?

Richard Juhlin, der als die Nummer eins unter den Champagnerexperten gilt, bewertet mit dem 100-Punkte-System. Er ergänzt es jedoch auch dahingehend, dass er stets auch die künftige Höchstpunkzahl angibt. Diese ist die eigentliche Bewertung, in Klammern ist die Bewertung der Gegenwart.

Eine weitere Diskussion betrifft die Typizität eines Weins. Wie soll ein vorteilhafter Wein, der aber für die Region, die Machart oder Rebsorte untypisch ist, bewertet werden?

Auch bei einer professionellen Weinverkostung wird sowohl analytisch (objektive, nach Fachwissen bewertete Kriterien) als auch hedonistisch (subjektive Kriterien, Akzeptanz, Präferenz) beurteilt.

Die gängigen Punktesysteme

100-Punkte-System

Bekannt geworden ist dieses Schema durch den bekannten amerikanischen Weinverkoster Robert Parker. Da es der dortigen Notengebung entspricht, ist es in den USA verbreitet, so bewertet auch die größte amerikanische Weinzeitschrift, der Wine Spectator, nach diesem System.

Jeder Wein bekommt grundsätzlich mindestens 50 Punkte, wodurch es genau genommen ein 50-Punkte-System ist. Danach wird folgendermaßen eingestuft: Bei unter 60 Punkten handelt es sich um fehlerhafte Weine; 60–69 Punkte: belanglose Weine mit unverkennbaren Schwächen; 70–79 Punkte: gewöhnliche Weine, die nur wenig Trinkfreude bereiten; 80–84 Punkte: ansprechende Alltagsweine von zuverlässiger Güte; 85–89 Punkte: sehr gute Weine, gut strukturierte Weine, mitunter mit einem sehr guten Verhältnis zwischen Preis und Qualität; 90–94 Punkte: exzellente Weine mit Herkunftscharakter, meist auch ein gehobenes Preisniveau; 95–99 Punkte: außergewöhnliche Weine von vielschichtiger Tiefe und unnachahmlichem Charakter, leider auch immer teuer. 100 Punkte: Spitzenweine großer Jahrgänge. Die vollkommene Qualität scheint jeden Preis wert zu sein.

 

20-Punkte-System

Diese Punktebewertung ist vor allem in Europa in verschiedenen Ausführungen verbreitet. Die Bewertung erfolgt nach dem sogenannten COS-System (Color-Odor-Sapor).

Color: Aussehen, Farbe, Klarheit maximal 2 Punkte; Odor: Geruch maximal 6 Punkte; Sapor: Geschmack maximal 8 Punkte; Gesamteindruck: maximal 4 Punkte. Unter 10 Punkten: fehlerhafte Weine; 10–12 Punkte: ausreichend gut; 12–14 Punkte: gut; 14–16 Punkte: sehr gut; 16–18 Punkte: ausgezeichnet; 18–20 Punkte: Spitzenqualität.

5-Punkte-System

Einfaches Bewertungssystem, bei dem die Punkte auch durch Symbole wie Gläser, Sterne, Fässer oder Weintrauben ersetzt werden. 0 Punkte: stark fehlerhaft; 1 Punkt: fehlerhaft; 2 Punkte: befriedigend; 3 Punkte: gut; 4 Punkte: sehr gut; 5 Punkte: ausgezeichnet.